Die Kontraproduktivität des gut gemeinten Ratschlags

Der Erfahrene sagt: „Du wirst erst später in Deinem Lebes erst erkennen, was wichtig für Dich gewesen ist und an welchen Gabelungen sich Dein persönlicher Weg ergeben hat“ und gibt den Ratschlag: „Lebe jeden Tag als wäre es Dein letzter, denn Du wirst unweigerlich sterben“.

Der Unerfahrene hört dies und versinkt in eine Starre. Er lebt auf kleiner Flamme, denn es scheint ja so, dass die wichtigen Erfahrungen gänzlich unplanbar, wie zufällig und als wichtig noch unerkannt sich ihm ergeben. Und ein Streben nach Bedeutung und Besitz scheint im Angesicht des jederzeit möglichen, in jedem Fall aber unabdingbaren Todes, keinen Sinn zu machen.

Und so lebt der gut gemeinte, auf den Erfahrungen des Erfahrenen basierende Rat im Unerfahrenen fort und bewirkt all das zu verhindern, was der Erfahrene ohne dieses Wissen noch erleben konnte.

Vielleicht sind die wahren Weisen die Schweigenden und die wirklich Lebenden die Unwissenden. Doch können wir den schweigenden Weisen nicht erkennen und loben den Redenden dafür. Und wir achten den Unwissenden nicht für seine blütengleiche Naivität, sondern den Wissenden und Umsichtigen für seine frühe Reife.

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