Die Selbstlüge der Selbsterkenntnis

Vielleicht war die ganze Geschichte mit dem Apfel eine Selbstlüge. Wer weiß, ob der Mensch das Paradies nicht aus freien Stücken verlassen hat und sich später in Gram über sich oder seine Vorfahren das Vertriebenwordensein hinzugedichtet hat?

Es ist vielleicht sowieso nur eine Metapher vom dreieinigen Gott und dem Menschen. Denn eigentlich wüten alle Viere in uns. Es macht die Sache nur einfacher, sich selbst gespalten zu betrachten. So gesehen wäre die Geschichte vom Auszug aus dem Paradies nicht nur eine von Selbsterkenntnis sondern auch die vom Wunsch zur Selbstverwirklichung. Und natürlich unbenommen davon, dass dieses Streben in die Irre führt und uns von unserem Ursprung entfernt.
Doch wer, der einmal Bewusstsein geleckt hat, möchte schon den Umkehrschluss vom erkenntnisgehemmten Instinktwesen leben? Was wäre, wenn das Leben an sich nur dazu dient, uns von uns selbst zu entfernen? So weit, wie es geht. Das Band, das uns anbindet, wird nie reißen. Auch, wenn wir es noch so dünn straffen und unsere ganze Kraft des Egos dagegenstemmen. Am Ende holt uns das Paradies zurück.
Es gibt doch kein Voranschreiten außer im Leben. Und diese Erkenntnis hält zwei Handlungsoptionen parat:
1. Wir müssen nicht voranschreiten, denn am Ende machen wir den großen Schritt zurück.
2. Wir können nur hier voranschreiten, also lasst es uns tun – so lange wir können. Denn es gibt keine Gefahr, die uns von der sicheren Rückkehr abhalten wird.

Die Sprachgrenzen überschreiten

Die Sprachgrenzen überschreiten. Immer mit der Frage im Kopf: sind sie natürlich, gelten sie auch anderswo – in anderen Kulturen, bei anderer Denk- und Sichtweise?

Die Sprachgrenzen aufzuheben – sozusagen sprachgrenzenlos zu sein – bedeutet doch auch, frei zu denken, Toleranz auf philosophischer Ebene zu leben.

Das wäre das Ende der Weltanschauerlichkeiten.

Übernatürliches in der Welt

Ich glaube an vieles Übernatürliche, aber ich glaube auch daran, dass das, was wir „übernatürlich“ nennen, seinen Platz in der Natur hat – nicht in dem Sinne, dass es mit den heutigen Modellen erklärt werden kann, sondern in der Weise, dass es dazugehört, dass der Natur also etwas fehlte, wäre es nicht vorhanden. Ich glaube, dass es nichts außer-weltliches gibt. Nur, weil wir etwas nicht begreifen, ist es nicht unfassbar. Und auch nicht für immer für uns unbegreiflich.

Ego sein

Erschleiche zaghaft die Stille. Sei auf der Hut vor lauthals schreienden Menschen, sei auf der Hut vor Geräusch. Halte Dich fern von Nähe, halte Dich auf Abstand. Sei Du selbst – abgekapselt im bodenlosen Raum. Halte Dich an Dir fest. Spüre Deine Substanz, Deine Kraft. Spiegle Dich in Dir selbst. Erkenne, dass es mehr nicht gibt. Sei Dein Universum und ignoriere den Rest.

Und dann sieh zu, wie Deine Kraft schwindet, wie Du verkümmerst, wie Du klein und dünn wirst. Schau, wie Dein Griff sich lockert, wie Du Dich selbst verlierst. Erkenne, wie Dich das Beobachten auszehrt. Koste diesen Moment, denn er wird Dein letzter sein.

Und dann bist Du erlöst.

Du warst schon nicht mehr weltlich, also hörtest Du auf zu sein.

Du warst schon nicht mehr menschlich, also legtest Du das Kleid ab.

Trage Dich nun selbst fort, lagere Dich ein und dann kehre diesem Du den Rücken. Lerne und werde neu.