Apple kann nicht anders. Es muss auch in der staubigsten Ecke mit allen Mitteln des Marketing polieren. Diesmal geht es um Datenschutz, den Schutz der Privatsphäre seiner Kunden.
Dazu schreibt Apples CEO Tim Cook in einem öffentlichen Brief an alle Apple-Jünger:
At Apple, your trust means everything to us.
Daraus leitet er einen hehren Datenschutz im Sinne aller Apple-Kunden ab. Und er geht soweit zu sagen:
Finally, I want to be absolutely clear that we have never worked with any government agency from any country to create a backdoor in any of our products or services.
Das ist allerdings eine interessante Formulierung, da sie so offenherzig klingt und trotzdem große Fragen unbeantwortet lässt.
Denn eine Hintertür für die amerikanische Regierung wäre ja schon das Worst-Case-Szenario. Wie es aber mit den sogenannten „sicherheitsrelevanten“ Anfragen seitens der Regierung aussieht, dazu wird Herr Cook überhaupt nicht „clear“. Dazu finden sich erst auf den weiterführenden Seiten Hinweise.
Dort wird eine Statistik zu den juristischen Anfragen als Kreisdiagramm dargestellt, das wohl Vollständigkeit suggerieren soll. Auch die Prozentangaben sind abgeschlossen und wirken auf den ersten Blick so, als seien die 93% der Anfragen zum Auffinden von als gestohlen gemeldeten Geräten zusammen mit den 7% Anfragen zu Benutzerkonten (von denen angeblich „nur ein kleiner Bruchteil“ tatsächliche Nutzerdaten beträfe) bereits die ganze Geschichte. Die wird dann auch werbewirksam mit der groß dargestellten und klein wirkenden Zahl von 0,00385% der Kunden, deren Daten herausgegeben worden seien, illustriert.
In absoluten Zahlen liest sich das natürlich ganz anders. Demnach hat Apple im ersten Halbjahr 2014 Daten von 799 Benutzern an die Behörden weitergegeben – siehe Transparency Report (PDF).
Aber, wie schon angedeutet, ist das ja eben nicht die ganze Geschichte. Im nächsten Abschnitt ist dann zu lesen, dass es außerdem die sogenannten „sicherheitsrelevanten“ Anfragen der Regierung gab, zu denen Apple laut Gesetz allerdings keine näheren Angaben machen darf. Nur den Hinweis, dass es sich um maximal 250 Anfragen zwischen Januar und Juni 2014 gehandelt hat, darf Apple veröffentlichen. Wenn sich die Zahl tatsächlich ungefähr in dieser Größenordnung bewegt, wären das noch einmal knapp ein Drittel weiterer Fälle von Datenweitergabe.
Da dies ein heikles Thema ist, wird es grafisch von sechs, den Betrachter in Sicherheit wiegenden Sternen flankiert. Sie stammen aus dem EFF-Report „Who has your back?“ und bescheinigen Apple, dass der Konzern alles tut, sich den Regierungsanfragen zu widersetzen:
In its latest “Who Has Your Back?” report, the E.F.F. awarded Apple 6 out of 6 stars for our commitment to standing with our customers when the government seeks access to their data.
Aber, liebe Apple-Gemeinde, lasst Euch von den Sternen nicht blenden, denn in den vergangenen Jahren hatte Apple in der gleichen Erhebung immer nur einen Stern erhalten und war damit ein absolutes Datenschutz-Schlusslicht.
So viel zur auf Vertrauen fußenden Philosophie des Herrn Cook – „At Apple, your trust means everything to us.“ – „seit heute“ möchte man ergänzen.