Sommer, Sonne, fröhliche, gut aussehende Menschen, die mit jedem Hype gehen. Kalifornien. Dort sitzt Apple – trocken und sicher. Und posaunt nun in die Welt, wie wichtig es ihnen ist, dass sie mit ihren Produkten das Leben auf diesem Planeten lebenswerter machen. „Das ist unsere Unterschrift“, spricht die meditative Off-Stimme im aktuellen TV-Spot. „Und das bedeutet alles. Designed by Apple in California.“
Das ist es aber nicht. Design ist nicht alles.
Ich warte jetzt auf Teil 2 der Fernsehwerbung, in dem die Chemiegruben gezeigt werden, die in China mit hohen Sicherheitszäunen vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen gehalten werden. Dort, wo Menschen durch den Matsch waten, mit schweren Säcken auf dem Rücken, der Boden getränkt mit Chemikalien, die in den Boden eingeführt werden, um die seltenen Erden auszuwaschen. Angeblich ist die Luft noch kilometerweit um die Ausgrabungsorte verpestet. Am Ende müsste der Sprecher wohl zugeben „Für diese Ausbeutung stehen wir. Das ist unsere zweite Unterschrift. Abgebaut im autoritären Regime VR China.“
Teil 3 könnte dann die Zusammensetzung der Produkte bei Foxconn präsentieren, einem Unternehmen, das Horden von Fließbandarbeitern beschäftigt – einige davon ohne Bezahlung. Dafür hat es mit allen umliegenden Schulen Verträge abgeschlossen, um die Schüler in ihrem Pflicht-Praktikum einstellen zu dürfen. Foxconn war in den Schlagzeilen nachdem sich mehrere Mitarbeiter aus Verzweiflung vom Dach oder den hohen Treppenhäusern in den Freitod gestürzt haben, da sie dem Leben zwischen Produktionsstraße und Schlafkaserne nicht mehr Stand halten konnten. Mittlerweile sind Sicherheitsnetze in den Treppenhäusern gespannt, um das zu verhindern. Die Arbeitsbedingungen freilich, wurden nicht angetastet. „Mit hoher Marge durch Billigproduktion erfreuen wir unsere Aktionäre. Das ist unsere dritte Unterschrift. Zusammengebaut von modernen Sklaven bei Foxconn.“
Disclaimer: Auch ich bin Apple-Fan. Ich liebe tatsächlich das Design der Produkte seit vielen Jahren. Und die neue Richtung, die Apple beim iOS 7, dem neuen Betriebssystem für seine Smartphones und Tablets einschlägt, ist in meinen Augen eine gelungene Befreiung von viel optischem Ballast. Aber: Design bedeutet eben nicht alles, wie Ihr es uns glauben machen wollt, liebes Apple in California. Außerhalb Eures sonnigen Staates bringen sich Menschen um oder brechen unter der harten körperlichen Arbeit in den Minen von Nanching zusammen, um Eure Produkte herzustellen. In Eurem Werbefilm erzählt der Sprecher mit der sonoren Stimme, dass Ihr viel Zeit mit wenigen Dingen verbringt, um diese perfekt zu machen – solange „bis jede Idee, die wir berühren, jedes Leben verbessert, das sie berührt.“
Im Angesicht der Menschen, die bei der Produktion mit Euren Produktideen „in Berührung“ kommen, ist dieser Satz nicht nur zynisch, sondern blanker Hohn.
Aus vielen dieser Gründe wird mein nächstes Smartphone nicht mehr mit der kalifornischen Signatur versehen sein, sondern aus den Niederlanden kommen. Das junge Projekt „Fairphone“ setzt alles daran, Rohstoffe kofliktfrei zu fördern sowie die Produktion fair zu bezahlen und ohne Ausbeutung zu gestalten. Außerdem setzen sie auf alles, was es an offenen Standards gibt, sodass auch der Nutzer unabhängig bleibt und haben ein Recyclingprogramm auf die Beine gestellt. Die Produktion ist soeben angelaufen. Im Herbst erscheint die erste Version. Wer noch heute bestellt, bekommt eine spezielle Sonderausgabe.