Nach meinem aufgebrachten Artikel über Apples beschönigende Imagekampagne, hat mich mein Vater mit der Aussage geschockt, dass das von mir als Alternative gepriesene Fairphone wie Apples iPhones bei Foxconn produziert wird.
Das ließ mir natürlich keine Ruhe und so habe ich noch einmal recherchiert – und habe herausgefunden, dass es in zweierlei Hinsicht anders ist als gedacht:
- Die Arbeitsbedingungen sind glücklicherweise doch besser als bei anderen Herstellern; hier konnte Fairphone wohl relativ viele Vorgaben durchsetzen (höhere Löhne inkl. Gewinnbeteiligung der Arbeiter, Verbot von Diskriminierung, Kinder- und Zwangsarbeit), auch wenn es hier aufgrund des chinesischen Rechts Einschränkungen der in unseren Augen grundlegenden Rechte wie der Versammlungsfreiheit gibt. Der Hersteller heißt übrigens A’Hong. Aber…
- …der eigentliche Ursprung der Initiative, aus der Fairphone hervorgegangen ist, war die konfliktfreie Förderung der Rohstoffe. Und an diesem Punkt scheint es wohl viele Hürden zu geben. Jedenfalls musste Fairphone hier zunächst die meisten Kompromisse vornehmen und so zum Beispiel die seltenen Erden von den gleichen Lieferanten abnehmen wie die große Konkurrenz der Branche.
Einen aufschlussreichen Artikel fand ich dazu in der WELT: „Fairphone“ will Fehler der Konkurrenz vermeiden
Bleibt also ein gemischtes Gefühl – sicherlich auch bei den Initiatoren. Diese sehen ihre Mission aber nach ihrem idealistischen Start (ursprünglich wollten sie wohl auch in Europa produzieren, aber es gibt offenbar keine Firma mehr hier, die das entsprechend Know-how hat) mittlerweile wohl eher als Prozess und wollen nach eigenen Aussagen Baustein für Baustein daran arbeiten, das Fairphone richtig fair zu machen.
Und das Produkt selbst ist ja ohnehin nur ein Symbol, wenn man die Verkaufszahlen vergleicht und die Marktchancen nüchtern betrachtet. Die Umstände ändern kann es nur dadurch, dass es den großen Playern zeigt, dass es anders geht – und den Konsumenten, was hinter ihren Produkten steckt. Es ist also, wie Fairphone selbst sagt, eher eine Bewegung. Eine Bewegung, die Impulse setzt.
Dass man mit seiner Konsumentscheidung Weichen stellen kann und durchaus eine Wahl hat, die einen Unterschied macht, zeigen übrigens diese zwei interessanten Studien von Greenpeace und der Enough-Kampagne. Hier werden ziemliche Diskrepanzen in der Unternehmenspraxis der Großen der IT-Branche deutlich:
- Greenpeace: Guide to Greener Electronics
- Enough Campaign: Conflict Minerals Company Rankings