„Zwei Wege der Entmündigung“

„Zwei Wege der Entmündigung müssen wir mindestens festhalten: der eine führt über die elitäre, hochmütige Haltung, Mündigkeit den anderen abzusprechen, was durchaus auch im Gewand der Fürsorge geschieht – ein allzubekanntes Phänomen. Es ist eine Haltung, die der verwandt ist, welche Zwangshilfe befürwortet und nicht gelten lassen will, dass sich jemand dagegen ausspricht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der andere Weg der Entmündigung ist die Selbstentmündigung, in der es sich bequem leben lässt, weil sie die Verantwortung für das Bestehende immer den anderen zuschiebt. Auch dieses Phänomen ist allzu verbreitet.“

— Sascha Liebermann in „Das Menschenbild des Grundeinkommens“

Wie die Kinder

„Es ist egal, ob „große Teile des Volkes“ dumm sein mögen oder nicht – es ist fatal, sie wie Kinder zu behandeln, die irgendwie nicht anders können und maximal halbverantwortlich sind für sich selbst. Und doppelt fatal, wenn sich das als Haltung einer Elite weiter verfestigt: Das „Pack“, die „Deplorables“ wählen so, weil sie nicht anders können. Dabei wählen sie so, weil sie nicht anders wollen. Die Unzufriedenen, die sich abgehängt Fühlenden sind – ob dumm oder klug – keine Kinder, sie tragen Verantwortung. Denn genau das ist Demokratie in Zeiten machtvoller sozialer Medien: Die Bühne, auf der Politik stattfindet, auf der stehen wir jetzt alle.“

— Sascha Lobo in „Die große Verstörungstheorie“